Hedging Strategien bei fallenden Aktienkursen
Was ist eine Hedging Strategie? An der Börse geht es nicht immer nur bergauf. 2018 gab es nach einer zweijährigen Rallye einen deutlichen Abschwung. In 2019 erholen sich die Kurse wieder. Durch eine Hedging Strategie musst du in Phasen von zwischenzeitlichen Abschwüngen jedoch nicht immer gleich verkaufen. Ein Verkauf realisiert Verluste in Deinem Portfolio. Hinzu kommen Gebühren für den Verkauf und den späteren Wiedereinstieg in Positionen.
Mit Absicherungsstrategien, beziehungsweise Hedging Strategien, kannst Du Aktien gegen Kurseinbrüche versichern. Dabei kommen in der Regel Instrumente wie Optionen oder Futures zum Einsatz. Auch Short ETFs können im gewissen Rahmen zur Absicherung gegen fallende Kurse genutzt werden. Wie das genau geht, klären wir hier.
Hedging mit Futures
Futures gehören zu den unbedingten Termingeschäften, mit denen auf steigende oder fallende Kurse spekuliert werden kann. Futures können auf Aktienindizes wie den Dax, auf Zinsen, Währungen, Rohstoffe oder auch Volatilitäten gekauft werden. Futures auf Einzelaktien sind ebenfalls erhältlich, allerdings nur auf etwa 20 europäische und amerikanische Aktien. Diese können an der Londoner Terminbörse Liffe gekauft werden. Für das Hedging von Einzelaktien sind Optionen oft besser geeignet, als Futures.
Wer Long Futures kauft, sichert sich zu einem bereits heute festgelegten Preis die „Lieferung“ von Basiswerten, zu einem in der Zukunft liegenden Termin. Die Lieferung erfolgt bei Futures jedoch grundsätzlich nicht in Form von einer „physischen“ Übertragung des Basiswertes, sondern als sogenanntes „Cash Settlement“. Das heißt nichts anderes, als dass Dir die entsprechende Differenz zwischen vereinbarten Kaufpreis und tatsächlichem Kurs gutgeschrieben wird. Im Unterschied zu Optionen besteht bei Futures keine Wahlmöglichkeit hinsichtlich der Ausübung. Die Preisdifferenzen des zugrunde liegenden Basiswertes müssen ausgeglichen werden.
Bei Short Futures sicherst Du Dir umgekehrt den „Verkauf“ von Basiswerten zu einem zukünftigen Zeitpunkt zum heute festgelegten Preis. Auch hier erfolgt der „Verkauf“ nicht „physisch“, sondern aus Ausgleich der Preisdifferenzen zum tatsächlichen Kurs über das Cash Settlement, wodurch die Absicherung gegen fallende Kurse möglich wird.
Beispiel für eine Absicherung von ETF-Anteilen mit Futures
Wenn Du in einen ETF auf den Dax oder Euro Stoxx 500 investierst, hoffst Du natürlich auf eine Kurssteigerung. Kommt es zu einem Abschwung, kannst Du ETF-Anteile mit einem Mini-Dax-Future absichern. Mini-Dax-Futures sind für Privatanleger wegen der geringen Kosten und Sicherheitsleistungen wesentlich besser geeignet. Reine Dax Futures haben einen Kontraktwert von 12,50 € bzw. 25 € je DAX-Punkt und sind daher nur bei großem Kapital geeignet. Mini Futures erhältst Du bei diesen Brokern.
Angenommen der Dax steht heute bei 12.000 Punkte. Deine Anlage im ETF ist 10.000 € Wert. Fällt der Dax auf 11.000 Punkte der Wert der Anteile auf 9.100 € abschmelzen. Zur Absicherung kaufst Du nun Mini-Dax-Futures (Short) mit einem Kontraktwert von 5 € je Dax-Punkt. Der Hebel ist also 1:5.
Wenn Du der Meinung bist, dass der Dax in den nächsten Monaten um etwa 10 % also auf 11.000 Punkte fällt, kannst Du also einen Mini-Dax-Futures auf den heutigen Dax-Stand kaufen, der Dir bei tatsächlichem Fallen des Dax auf 11.000 Punkte eine Einnahme von 1.000 € sichern würden und so den Verlust aus dem Wert Deiner ETF-Anteile absichern. Die Kosten belaufen sich nur auf etwa 1,50 € bis 2 € je Kontrakt. Jedoch ist eine relativ hohe Sicherheitsleistung von etwa 3.000 € als sogenannte Initial Margin zu hinterlegen.
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Hedging mit Optionen
Optionen eignen sich besonders gut zur Absicherung von Einzelaktien, können jedoch ebenfalls auf Indizes wie den Dax abgeschlossen werden. Das Prinzip bei der Absicherung ist genau das gleiche wie bei Futures. Der Unterschied liegt darin, dass bei Optionen keine Verpflichtung zur Ausübung besteht. Daher spricht man auch von bedingten Termingeschäften.
Eine Kaufoption (Call) sichert Dir das Recht, jedoch nicht die Verpflichtung, zu einem heute festgelegten Preis einen Basiswert zu einem zukünftigen Termin zu erhalten. Mit dem Kauf einer Verkaufsoption (Put) erhältst Du das Recht, einen Basiswert zu einem heute festgelegten Preis zu einem zukünftigen Termin zu verkaufen.
Mit amerikanischen Optionen kannst Du das Recht sogar zu jedem Zeitpunkt innerhalb der Laufzeit ausüben.
Mit dem Kauf einer Put-Option kannst Du somit auf fallende Kurse setzen und somit Deine Aktien oder ETF-Anteile im Depot absichern. Der Preis für eine Option ist die Optionsprämie. Die Prämie wird durch Faktoren wie die Laufzeit, die Volatilität am Markt, dem vereinbarten Preis (Strike) und sogenannten risikofreien Zins beeinflusst. Optionen können bei Brokern wie Lynx oder Captrader günstig gehandelt werden.
Zu beachten ist jedoch, dass sich eine Aktienoption generell auf 100 Aktien bezieht.
Beispiel für eine Absicherung mit Optionen
Angenommen Du hältst 100 Volkswagen-Aktien zu einem heutigen Wert von ca. 140 € je Aktie, dann beträgt Dein Depotwert 14.000 €. Nimmst Du nun an, dass der Kurs innerhalb von drei Monaten auf 120 € fällt, könntest Du eine Put-Option auf die Volkswagen-Aktie auf den Basiswert 140 € kaufen. Bei einer Prämie von beispielsweise 1,70 Euro zahlst Du also 170 € dafür.
Fällt der Wert nun innerhalb der drei Monate tatsächlich auf 120 €, könntest Du die 100 Aktien zum Wert von 14.000 € verkaufen und Dir gleichzeitig 100 Aktien für 12.000 € kaufen. Der Gewinn von 2.000 € kompensiert den Wertverlust, den du ohne Option erlitten hättest. Zu beachten ist, dass auch bei Put-Optionen ebenfalls Margins als Sicherheitsleistung angefordert werden können.
Hedging mit Short ETFs
Das Hedging mit Short ETFs funktioniert im Prinzip ähnlich wie bei Futures. Jedoch sind Short ETFs keine Termingeschäfte, sondern werden wie Aktien gehandelt an der Börse. Sie bilden die Wertentwicklung eines Index invers, also umgekehrt ab. Diese werden bei Etoro, Flatex und vielen anderen seriöse Broker in Deutschland angeboten.
Beispiel für die Verwendung von Short ETFs
Wenn Du „normale“ ETF-Anteile auf den Dax im Wert von 10.000 € hältst, könntest Du mit Anteilen an einem Short ETF im Wert von ebenfalls 10.000 € eine Gegenposition kaufen, sodass sich Gewinne und Verluste aufheben. Angesichts des Einsatzes von ebenfalls 10.000 € ist das natürlich nicht sinnvoll.
Du kannst Dir jedoch sogenannte Leveraged Short ETF-Anteile kaufen. Diese enthalten einen Hebel auf die Gewinne, wenn der Dax fällt. Bei einem Hebel von 3 würdest Du für jeden Punkt, den der Dax verliert 3 Euro als Gewinn verbuchen können.
Um einen Wertverlust im DAX-ETF von 1.000 € abzusichern musst Du also Anteile am Short ETF (x3) im Wert von 333,33 € kaufen. Daraus folgt auch, dass die Absicherung mit Short ETFs wegen des hohen Einsatzes nur sehr begrenzt möglich ist.
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