Average True Range Indikator
Der Average True Range Indikator (ATR) ist einer der Standardindikatoren in der charttechnischen Analyse. Entwickelt wurde die Technik von Welles Wilder. Das Einsatzgebiet ist sehr vielfältig.
Ursprünglicher Verwendungszweck ist allerdings die Volatilitätsmessung. Er zeigt die wahre Schwankungsbreite in einem Markt als gleitender Durchschnitt des True Range Indikators über einen bestimmten Zeitraum an.
Erklärung
Steigt der ATR Indikator, nimmt die Volatilität zu. Sinkt er, nimmt die Volatilität ab. Der Average True Range Indikator kann daher in Grenzen auch als Prognoseinstrument herangezogen werden, da beginnende Trends immer auch mit einer erhöhten Volatilität einhergehen. Umgekehrt kündigt er das Ende eines Trends an und kann daher als Stopploss zur Verlustbegrenzung eingesetzt werden.
Kauf- oder trendbestätigende Signale werden allerdings nicht gegeben. Außerdem wird der ATR zur Berechnung anderer Indikatoren, etwa zur Bestimmung dem Vortex Indikator benötigt.
Die Grundidee von Wilder bei der Entwicklung des Average True Range Indikators war damit den Limit-Bewegungen an den schwankungsintensiven Rohstoffmärkten Rechnung zu tragen. Als Limit-Bewegungen werden hier Tage bezeichnet, an denen nach einem großen Kurssprung der Handel bis zum nächsten Tag ausgesetzt wird.
Info: An den Comodity-Marktplätzen darf der gehandelte Rohstoff an einem Tag nur eine bestimmte Maximalbewegung machen, danach wird der Handel ausgesetzt. Hierbei entsteht oftmals ein Gap, bei dem herkömmliche tagesbezogene Volatilitätsmaße überfordert sind.
Vor- und Nachteile der Average True Range
Standardindikator zu Volatilitätsmessung
kann beginnende und sich abschwächende Trends identifizieren
Einsatz als Stopplossgeber
liefert keine Kauf- oder trendbestätigende Signale
Bildung des Average True Range Indikator
Bei der Berechnung des Average True Range Indikators werden drei Range-Einzelberechnungen durchgeführt. Nimmt man beispielsweise folgende Werte an:
Schlusskurs einer Aktie am Vortag = 50 €
Hoch der Aktie am Handelstag = 53 €
Tief der Aktie am Handelstag = 50,50 €
Schlusskurs der Aktie am Handelstag = 52,50.
Dann errechnen sich die drei Range-Berechnungen wie folgt:
H(t) (53,00) – L(t) (50,50) = 2,50
H(t) (53,00) – C(t-1) (50,00) = 3,00
L(t) (50,50) – C(t-1) (50,00) = 0,50
Die True Range wird durch den höchsten absoluten Wert aus den drei Berechnungen wiedergegeben, im Beispiel also 3,00:
TR = absoluter Wert aus max(H(t)-L(t), H(t)-C(t-1), L(t)-C(t-1))
Bei Minuswerten wird einfach das Minuszeichen weggelassen. Aus dieser True Range kann dann anschließend der gleitende Durchschnitt berechnet werden, sodass sich die Average True Ranges (ATR) ergibt. Durchgesetzt haben sich Betrachtungszeiträume über 5 bis 30 Tage. Vielfach findet sich auch die Standardeinstellung über 14 Tage, die vom Trader jedoch individuell konfiguriert werden kann.
Interpretation und Anwendung
Aus dem Average True Range Indikator kann die Volatilität in Form eines gleitenden Durchschnitts über einen voreingestellten Zeitraum direkt abgelesen werden. Aus den Veränderungen bei ATR kann demnach auf eine zunehmende oder eine fallende Volatilität geschlossen werden, was gleichzeitig als beginnender oder sich abschwächender Trend interpretiert werden kann.
Eine Trendbestätigung oder die Trendrichtung wird nicht signalisiert. Der ATR eignet sich daher auch nicht als Kaufsignal. Er kann jedoch sehr wohl als Verlustbegrenzer eingesetzt werden, in dem er als vordefinierter ATR als Stopplossgeber verwendet wird.
Die Idee dahinter ist, dass sich jeder Trend irgendwann abschwächt, was mit nachlassender Volatilität einhergeht. Fällt der tatsächliche Average True Range also auf die vordefinierte ATR, wird die bestehende Position aufgelöst. Um jedoch nicht durch das „Rauschen“ am Markt aus der Position geworfen zu werden und etwas länger auf einem Trend „reiten“ zu können, wird oft auch mit einem Vielfachen des ATR, etwa dem dreifachen ATR, gearbeitet.
Es bleibt dabei der Erfahrung des Traders überlassen, die Stopps in bestimmten Marktsituationen wieder enger zu ziehen. Vielfach wird die Average True Range auch zur Bestimmung von Positionsgrößen im Rahmen des Risiko & Moneymanagements verwendet.
Fazit
In der technischen Chartanalyse stellt der ATR Indikator eines der zentralen Instrumente dar. In vielen Chartanalyse-Tools ist der ATR Indikator bereits standardmäßig berechnet und braucht nur abgelesen zu werden. Er gibt die Volatilität, als wahre Schwankungsbreite eines Marktes an. Der Average True Indikator wird aber auch als Prognoseinstrument genutzt. Beispielsweise kann eine steigende mit dem ATR gemessene Volatilität, ein Hinweis auf einen beginnenden Trend sein. Umgekehrt kann ein sinkender Average True Range Indikator und damit abnehmende Volatilität auf einen sich abschwächenden Trend oder einen Trendwechsel hindeuten. Letzteres führt dazu, dass sich viele Trader auch den ATR als Stopploss-Geber einstellen. Um bei einem „Rauschen“ nicht unnötig aus dem Markt geworfen zu werden, wird bei der Stopploss-Definition oft ein Vielfaches des ATR verwendet. Der Average True Range Indikator wird darüber hinaus zur Bildung andere Indikatoren genutzt, etwa zur Berechnung des Vortex Indikator oder des Keltner-Channel.
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